MGV SÖNTGERATHDas Wagnis hat sich durchaus gelohnt

ERSTELLT 


In seinen Anfangsjahren, hier ein Bild von 1919, war der MGV Söntgerath nicht nur Chor, sondern auch Musikverein.  Foto: Paus
Der MGV „Gemütlichkeit" Söntgerath feiert seinen 120. Geburtstag. In der langen und wechselvollen Geschichte des Gesangsvereins spielte vor allem die namensgebende Gemütlichkeit eine wichtige Rolle.  Von 
Neunkirchen-Seelscheid

Einem Schuhmachermeister hat der Männergesangverein „Gemütlichkeit“ Söntgerath viel zu verdanken. August Reudenbach war gerade von seiner Wanderschaft nach Neunkirchen zurückgekehrt, als er 1892 den Chor mitgründete. Der musikalische Schuhmacher war auch der erste Dirigent; bis 1922 übte er das Amt aus. Für den kleinen Ort Söntgerath sei die Chorgründung damals ein mutiges Unterfangen gewesen, berichtet die Vereinschronik. Doch der Schritt hat sich gelohnt. In diesem Jahr feiert der MGV 120-jähriges Stiftungsfest.

Die Geschichte des Vereins, der heute 32 Sänger zählt und von Johannes Götz geleitet wird, ist ebenso lang wie wechselvoll. Von Anfang an spielte die Geselligkeit und namensgebende Gemütlichkeit eine Rolle. So luden die Sänger schon in den ersten Jahren regelmäßig zu Stiftungsfesten. Doch vor allem waren es die gesanglichen Leistungen, mit denen sich die Söntgerather über Ortsgrenzen hinaus einen Namen machten. In den 1920er Jahren nahmen sie erfolgreich an manchem Sängerwettstreit teil, ergatterten beispielsweise 1927 einen zweiten Preis im „Höchstvereinssingen“ in Weiß bei Koblenz.

Nach den beiden Weltkriegen, die für den MGV einen tiefen Einschnitt bedeuteten, war wieder Aufbauarbeit angesagt. Die Sänger beteiligten sich bei kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen, organisierten jährlich ein Freundschaftssingen. 1967 feierte der Verein erstmals sein Weinfest, bei dem Chor und Solisten beliebte Weinlieder vortrugen. Im Karneval 1972 stellte er erstmals den Neunkirchener Prinzen. Der Vorsitzende Heribert Schmitz übernahm das Amt, die Sänger bildeten seine Garde. Schmitz sollte nicht die einzige Tollität aus den Reihen der Söntgerather bleiben. Zudem beteiligte sich der Verein viele Jahre mit einem Wagen am Karnevalszug.

Die 70er Jahre brachten für den MGV einen Wechsel mit sich. Die Gaststätte Knecht, in der er traditionell seine Feste feierte, sollte zu einem Discounter umgebaut werden. Die Sänger errichteten ein Zelt in Birkenfeld. „Aus dem Weinfest wurde so das Zeltfest“, erzählt der heutige Vorsitzende, Hermann Leyser, der den MGV als Verein mit starker lokaler Verwurzelung und regelmäßigen Auftritten beschreibt. „Wir versuchen, Tradition zu leben und in die Gesellschaft einzubringen.“ Vor einigen Jahren sei eine ganze Gruppe jüngerer Sänger dem Chor beigetreten. „Wir hoffen, so auch weiter jung bleiben zu können.“ Dabei soll ein Repertoire helfen, das neben traditionellem Liedgut moderne Stücke umfasst.

Vor gut 15 Jahren restaurierte der Verein die Scheune der Gaststätte „Zur Post“, die Vereinslokal wurde. Das Zeltfest wurde zum Birkenfelder Bureball, der – mittlerweile auch schon traditionell – am zweiten Juli-Wochenende stattfindet.